Seit dem 01.12.2000 betreiben wir das Krankenhaus „Mustashfa Al Mihlaf“ in den Bergen von Al Barazza im Jemen.
Gemeinsam mit der Bevölkerung von Al Mihlaf haben wir in nahezu reiner Handarbeit, ein Krankenhaus mit zwei Krankenzimmern zu jeweils 4 Betten, einer Entbindungsstation, einer Apotheke, einem Labor, einem Behandlungszimmer für je einen Arzt/Ärztin mit Warteraum gebaut.
Außerdem gibt es einen Verbandsraum, einen Raum für Sonographie und EKG, ein Büro, eine Küche ein Bad mit WC und drei Duschbäder mit WC.
In einem zweiten Haus befindet sich eine Waschküche, ein Raum für ein Röntgengerät, sowie ein kleiner Raum für Sondermüll. In einem dritten Bau befinden sich drei Apartments mit je drei Zimmern Küche und Bad für die Familien der Mitarbeiter.
Am Eingang des Geländes gibt es noch ein kleines Häuschen für unseren Wächter.
Der 50 KW-Generator steht etwas abseits in einem weiteren kleinen Häuschen. Das Abwasser wird in einer drei Kammer Klärgrube gereinigt.
Alle Einrichtungsgegenstände und medizinischen Geräte wurden in Deutschland gesammelt und mit insgesamt 7 Containern noch vor Beginn des Krieges verschifft.
Da unser Haus gut eingerichtet war, konnten wir weitere Krankenhäuser in Taiz und Aden – die Leprastation in Taiz, das Al Thowra Hospital in Taiz und selbst das Militärkrankenhaus in Taiz und das Altersheim der Mutter Theresa in Taiz mit medizinischen Hilfsgütern versorgen.
Das Umfeld
Das Gebiet um Al Mihlaf ist eine der ärmsten Regionen des Jemen. Der Mangel ist dort schon immer ein Grundzustand.
Ca. 80% der Frauen und ca. 70% der Männer sind Analphabeten.
Trinkwasser wird aus verschmutzten Erdlöchern geschöpft. Laut einem Laborbericht aus Deutschland ist es für den menschlichen Verzehr nicht geeignet. Aus Geldmangel wird es meist nicht abgekocht.
In Verbindung mit der herrschenden Mangelernährung führt dies immer wieder zu diversen Krankheiten. - Besonders Frauen und Kinder sind betroffen.
Vor dem Krieg konnten wir in ca. 10 Km Entfernung durch eine großangelegte Bohrung Wasser finden. Bis zum Ausbruch des Krieges konnte dieses bis zum Krankenhau gepumpt werden. Die Frauen des Dorfes konnten so sauberes Wasser aus der Leitung abfüllen. Bedingt durch den Krieg gibt es kaum noch Dieselkraftstoff. Die Pumpe musste stillgelegt werden. -Wir befürchten, dass sie versandet.
Da keine Stromversorgung besteht, werden Kerosinlampen in den Häusern verwendet. Auch Gasflaschen stehen oft zu nahe am Kochherd, so passieren immer wieder grässliche Unfälle. Der Jemen hat die höchste Zahl schwerstverbrannter Kinder der Welt.
Im Juni 2013 konnten wir durch eine Spende eines Mitgliedes und der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Sanaa eine Fotovoltaikanlage installieren. Somit ist unser Krankenhaus eines der wenigen im Jemen, die ständig mit Strom arbeiten können.
Im seit Anfang 2015 herrschenden Kriegszustand sind wir froh, dass der Geldtransfer zuverlässig möglich ist.
Die Umsetzung
Wir bieten den Kranken und Verletzten sowohl eine ambulante als auch stationäre medizinische Behandlung.
Unsere Ärzte machten bis zur Zerstörung unseres Pick-ups in den Kriegswirren Hausbesuche. Schwerkranke wurden zu Operationen in größere Krankenhäuser gefahren.
Sterbende wurden aus staatlichen Krankenhäusern mit überbelegten Zimmern zu uns gebracht, um in Würde im Kreise ihrer Angehörigen sterben zu können.
Es ist uns gelungen mit Hilfe des Social Fund for Development in der weiteren Umgebung 20 junge Frauen mit Schulbildung zu finden, deren Männer, Väter oder Brüder einverstanden waren mit deren Ausbildung zu Schwesternhelferinnen im fernen Taiz. Somit leben jetzt in den umliegenden Siedlungen junge Frauen, die Erste Hilfe leisten und eine gute häusliche Pflege unter der Überwachung unserer Ärzte übernehmen.
Unsere Grundsätze
Wir bemühen uns effektiv zu helfen, jedoch rücksichtsvoll ohne das traditionelle Gefüge, sei es Brauchtum oder Religion anzutasten. Wir achten Bewährtes und versuchen nicht unsere eigene so völlig andere Kultur überzustülpen. Wo wir nicht um Rat gebeten werden, mischen wir uns nicht ein. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir zum Beispiel bei Gesprächen über Blutrache, Familienplanung und Bildung der Mädchen unsere Argumente verschwiegen haben.
Unsere Ziele
Es ist unser Ziel, Menschen, die in der Vergangenheit keinerlei medizinische Hilfe finden konnten, diese dringend notwendige Versorgung schnell zukommen zu lassen.
Selbstverständlich versuchen wir soweit möglich, gerade jetzt in der Kriegszeit, auch außerhalb der medizinischen Ebene, - zum Beispiel mit Essenspaketen - die größte Not zu lindern.
Heute ist unser großer Wunsch, dass unser Krankenhaus weiterhin vom Bombardement verschont bleibt und wir so wenigstens einige Menschen vor dem Hungertod bewahren können.
Wir träumen nach wie vor davon, dass sich die schreckliche Situation im Jemen bald normalisieren wird und wir wieder persönlich nach unseren Freunden*innen und Mitarbeiter*innen sehen können, wir wieder Medikamente und anderen Hilfsmitteln an unsere Projekte im Jemen liefern können.
Im Augenblick ist unser Arzt Arafat dabei eine Sozialstation für besonders Hilfsbedürftige und kranke Menschen aufzubauen.
Die nach 22 Jahren fällige Erneuerung verschiedener Geräte – sie waren von Anfang an gebraucht - ist bereits im Gange. Wir haben zum Kauf von neuen dringend notwendigen Geräten bereits 20.000 € überwiesen.
Wir hoffen, dass wir auch in Zukunft die monatlichen Ausgaben von 7.000 € für den Unterhalt des Krankenhauses, sowie die 15.000 € für die Lieferung der Lebensmittel an Hungernde aufbringen können.
Hierzu brauchen wir dringend Hilfe. Es ist: „Hilfe die ankommt und unmittelbar wirkt.“